________________________________________________________________________________ Brandanschlag auf Düsseldorfer Synagoge Berlin, 03. Okt (Reuters) - Auf die Düsseldorfer Synagoge ist in der Nacht zum zehnten Jahrestag der deutschen Einheit ein Brandanschlag verübt worden. Nach Angaben der Polizei wurden am Montagabend gegen 23.00 Uhr drei Brandsätze und ein Stein in den Eingangsbereich des jüdischen Gotteshauses geworfen. Die Brandsätze hätten geringen Sachschaden angerichtet. Im Zuge der Fahndung seien zwei Jugendliche festgenommen worden, deren Vernehmung am Dienstag andauerte. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, äußerte sich entsetzt und forderte ein deutliches Zeichen der Solidarität. Landesinnenminister Fritz Behrens (SPD) ordnete verstärkten Polizeischutz für jüdische Einrichtungen an. Zu Zwischenfällen mit rechtem Hintergrund kam es in Buchenwald, Schwerin und in Hiddenhausen bei Bielefeld. Kurz nach dem Anschlag auf die Synagoge habe eine Nachbarin den Feuerschein bemerkt und die Flammen ausgetreten, sagte am Dienstag ein Polizeisprecher. Zeugen hätten zwei bis vier Personen gesehen, darunter auch einen etwa 30 Jahre alten Mann. Im Zuge der Fahndung seien zwei Jugendliche festgenommen worden, deren Vernehmung am Mittag andauerte. Gegen die beiden bestand laut Polizei zunächst kein dringender Tatverdacht. Sie seien bisher auch nicht als Rechtsradikale in Erscheinung getreten. Spiegel sprach am Rande der Einheitsfeiern in Dresden von einem "abscheulichen und antisemitischen Vorfall". Es sei der zweite Anschlag auf Juden binnen eines halben Jahres. "Das gibt uns in der Tat zu denken, ob es wirklich richtig war, hier in Deutschland wieder jüdische Gemeinden aufzubauen", sagte Spiegel Reuters-TV. Von älteren Menschen habe er Anrufe erhalten, ob sie wie nach Hitlers Machtübernahme 1933 wieder Deutschland verlassen müssten. "Ich weiß noch nicht, was ich den Menschen sagen soll", sagte Spiegel. "Wir brauchen sehr dringend ein Zeichen, dass die deutsche Bevölkerung das nicht will, dass es sich um Einzeltäter handelt. Auf dieses Zeichen warten wir." Der nordrhein-westfälische Innenminister Behrens nannte die Tat "feige und verabscheuungswürdig" und wies darauf hin, dass innerhalb von wenigen Wochen Juden in Düsseldorf zum zweiten Mal von einem Anschlag betroffen seien. Während die erste Tat noch nicht aufgeklärt sei, müsse dieses Mal offensichtlich von einer antisemitischen Motivation ausgegangen werden. Die polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtungen seien bereits verstärkt worden. Bei der Explosion einer Handgranate waren am 27. Juli in einer S-Bahn-Unterführung im Düsseldorfer Stadtteil Flingern zehn Menschen aus der früheren Sowjetunion verletzt worden, von denen sechs jüdischen Glaubens waren. Der Rats-Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, erklärte, der Anschlag rufe "schreckliche Erinnerungen an das dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit wach". Er sei bestürzt und verurteile das Verbrechen zutiefst. FDP-Chef Wolfgang Gerhardt sagte, der Anschlag zeige, dass im Osten und Westen Deutschlands noch viel getan werden müsse, damit Toleranz, Achtung und Menschlichkeit das Handeln eines jeden bestimmten. Unbekannte schmierten in der Nacht zum Dienstag drei Hakenkreuze in den Glockenturm der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar. Der nach dem Krieg zur Mahnung errichtete Turm liegt den Polizeiangaben zufolge etwa einen Kilometer vom Gelände des früheren Konzentrationslagers entfernt. Bereits in der Vergangenheit war die Gedenkstätte mehrfach durch Schmierereien geschändet worden. In dem 1937 auf dem Ettersberg errichteten KZ waren bis 1945 mehr als 50.000 Menschen ums Leben gekommen. In Schwerin griffen zwei Skinheads nach Polizeiangaben am Montagabend ein Aussiedler-Ehepaar russischer Nationalität an. Sie hätten die Frau geschlagen und auf den Boden gezerrt. Die Frau habe Prellungen und Blutergüsse im Gesicht erlitten. Die per Notruf alarmierte Polizei habe einen der Täter noch am Tatort stellen können. Der zweite Täter sei der Polizei namentlich bekannt. Nach ihm wurde am Dienstag noch gefahndet. Im westfälischen Hiddenhausen bei Bielefeld nahm die Polizei am Dienstag neun Rechtsradikale vorübergehend in Gewahrsam. Die Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 18 Jahren seien auf dem Weg zu einem Asylantenheim gewesen und hätten zuvor "ganz eindeutige ausländerfeindliche und rechtsradikale Parolen durch die Gegend geschrien", sagte ein Polizeisprecher in Herford. Nach den Vernehmungen seien sie wegen fehlender Haftgründe wieder entlassen worden. Alle neun erwarte ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung. Bestürzung und Empörung Brandanschlag auf Düsseldorfer Synagoge Unbekannte haben Molotow-Cocktails gegen die Düsseldorfer Synagoge geschleudert. Menschen wurden nicht verletzt, es entstand geringer Sachschaden. Der Zentralrat der Juden verurteilte den Anschlag als abscheuliche Tat. Düsseldorf - Ein Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge hat den Tag der Deutschen Einheit überschattet. Bis zum Abend fahndeten die Ermittlungsbehörden vergeblich nach den Tätern, die am Montag kurz vor Mitternacht einen Stein gegen die gläserne Eingangstür des Bethauses geworfen und anschließend mehrere Molotow-Cocktails gegen das Gebäude geschleudert hatten. Zwei zunächst in Verdacht geratene Jugendliche kommen nach Angaben der Polizei nicht als Täter in Betracht. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand, auch der Sachschaden blieb gering. Umso größer war die Bestürzung, mit der Politiker und Zentralrat der Juden auf die Tat reagierten. Der Pressesprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Johannes Mocken, schloss am Dienstagnachmittag nicht aus, dass die Tat einen rechtsextremen Hintergrund haben könnte, betonte aber, dass es dafür noch keine konkreten Hinweise gebe. Zur Ergreifung der Täter sei eine Belohnung von 10.000 Mark ausgesetzt, obgleich gegenwärtig lediglich wegen gemeinschädigender Sachbeschädigung und noch nicht wegen Brandstiftung ermittelt werde. Die beiden 15 und 16 Jahre alten Jugendlichen, die am frühen Dienstagmorgen kurz nach dem Anschlag vorläufig festgenommen worden waren, konnten den Angaben zufolge nachweisen, dass sie zur Tatzeit auf Diebestour durch das benachbarte Ratingen gezogen waren. Die Jungen, die auf ihren Jacken Hakenkreuze aufgesprüht hatten, stünden deshalb in diesem Fall nicht mehr unter Tatverdacht. Ein Passant hatte in der Nacht zum Tag der Deutschen Einheit um 23.48 Uhr die Polizei alarmiert. Kurz darauf trafen die Einsatzkräfte an der Synagoge in der Düsseldorfer Zietenstraße ein. Nach Polizeiangaben versuchten der oder die Täter vermutlich, die Eingangstür zunächst mit einem Ziegelstein einzuschlagen. Danach wurden ein bis drei Molotow-Cocktails gegen den Eingangsbereich des Gotteshauses geworfen. Eine Frau aus der Nachbarschaft bemerkte den Feuerschein auf dem Heimweg, kletterte über den etwa zwei Meter hohen Zaun und trat die Flammen aus. Die Polizei löste eine Großfahndung aus. Widersprüchlichen Angaben zufolge sollen zwei bis vier Personen geflohen sein. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, verurteilte die Tat als abscheulichen antisemitischen Anschlag. "Es ist schon bezeichnend, dass innerhalb von sechs Monaten in Deutschland zwei Synagogen angegriffen werden." Der in Düsseldorf lebende Spiegel kritisierte: "Was muss noch passieren, damit die Deutschen endlich begreifen, was sich in ihrem Lande an Menschenfeindlichkeit abspielt." Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) reagierte ebenfalls bestürzt auf die Nachricht über den Brandanschlag: "Ich verurteile das Verbrechen zutiefst. Wer es verübt hat, wollte gezielt das jüdische Gotteshaus beschädigen und hat in Kauf genommen, dass Menschen zu Schaden kommen", sagte der EKD- Ratsvorsitzende Manfred Kock. Das Geschehen rufe schreckliche Erinnerungen an das dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit wach. Der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedmann, sprach von einem "feigen Akt der Gewalt". Der Anschlag mache deutlich, dass der "Antisemitismus in Deutschland immer enthemmter, brutaler und gewalttätiger" werde. Bestürzung nach Brandanschlag auf Düsseldorfer Synagoge Bestürzung und Entrüstung haben der Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge und die Schändung der KZ-Gedenkstätte Buchenwald ausgelöst. Bei dem Anschlag in Düsseldorf in der Nacht zum Tag der Deutschen Einheit entstand geringer Sachschaden, verletzt wurde niemand. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, sprach im Mitteldeutschen Rundfunk von einem "antisemitischen Anschlag der schlimmsten Art" und stellte die Frage, "ob es richtig ist, dass Juden in Deutschland leben, ob es richtig war, hier wieder jüdische Gemeinden aufzubauen". "Was muss noch passieren, damit die Deutschen endlich begreifen, was sich in ihrem Land an Menschenfeindlichkeit abspielt", sagte Spiegel. Es sei schon bezeichnend, dass innerhalb von sechs Monaten zwei Synagogen angegriffen wurden. Auch zahlreiche Politiker und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Manfred Kock, verurteilten den Anschlag scharf. Das Geschehen rufe schreckliche Erinnerungen an das dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit wach, erklärte Kock. Brandsätze gegen Eingangstür Die Tat im Stadtteil Golzheim geschah am Montag gegen 23.45 Uhr. Nach Angaben der Polizei wurden ein bis drei Brandsätze über den rund zwei Meter hohen Zaun geworfen, der in einiger Entfernung die Synagoge und ein angebautes Wohnhaus abschirmt, in dem der Landesverband der jüdischen Gemeinden Nordrhein seine Geschäftsstelle hat. Vorher hatten der oder die Täter offenbar versucht, die gläserne Eingangstür der Synagoge mit einem Ziegelstein einzuwerfen. Die Brandsatz-Flaschen zerschellten, ihr Inhalt verbrannte auf dem Boden vor dem Gebäude, die Tür wurde von Ruß geschwärzt. Eine 31-jährige Passantin sah das Feuer, kletterte über den Zaun und trat die Flammen aus. Bisher keine heiße Spur Die beiden im Zuge der Fahndung nach dem Anschlag festgenommenen Jugendlichen stehen nicht mehr unter Tatverdacht. Die 15 und 16 Jahre alten Jugendlichen mit Hakenkreuzen auf den Jacken waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf Einbruchstour, als sie festgenommen wurden. Für Hinweise zur Ergreifung der Täter wurde eine Belohnung von 10.000 Mark ausgesetzt. Zeugen wollten bei dem Anschlag kurz vor Mitternacht zwei bis vier Männer gesehen haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat die Videoüberwachung der Synagoge keine Aufschlüsse über die Täter gebracht. Sie sei nicht ausgelöst worden. Erst beim Löschversuch der jungen Frau habe der Bewegungsmelder die Überwachung in Gang gesetzt. Die Synagoge wird von der Polizei überwacht. Es habe aber keine ständige Präsenz gegeben. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement will sich am Mittwochmorgen mit Spiegel zu einem Gespräch am Tatort treffen. Der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens versprach schnellstmögliche Aufklärung und unnachsichtige Verfolgung. Behrens (SPD) sicherte Spiegel einen verstärkten Schutz jüdischer Einrichtungen zu. Nach dem Anschlag demonstrierten in Düsseldorf spontan mehr als 500 Menschen überwiegend aus dem linken Spektrum gegen rechte Gewalt. KZ-Gedenkstätte Buchenwald geschändet Bei dem Anschlag auf die KZ-Gedenkstätte Buchenwald sind in der Nacht zum Dienstag ein Museumsgebäude beschädigt und mehrere Tafeln im Freigelände mit Hakenkreuzen und Nazi-Symbolen beschmiert worden. Zur Ermittlung der Täter gab es nach Angaben der Behörden bereits am Dienstag erste Anhaltspunkte. Die eingesetzte Sonderkommission verfolge im rechtsextremen Spektrum "eine weitergehende Spur", sagte der Staatssekretär im Thüringer Innenministerium, Georg Brügge. Spiegel mit Bombenattrappe bedroht Eine Woche vor dem Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge ist der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, angeblich mit einer Bombenattrappe massiv bedroht worden. Wie die Kölner Tageszeitung "Express" unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, traf in Spiegels Düsseldorfer Büro am 27. September ein an ihn adressiertes Päckchen mit einer Bombenattrappe ein. Dabei habe ein Zettel gelegen, auf dem stand: "Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat ...". Mitarbeiterinnen von Spiegels Künstleragentur hatten den Angaben zufolge beim Auspacken des Päckchens dünne Drähte entdeckt, waren sofort aus dem Büro geflüchtet und hatten die Polizei gerufen. Auch Sprengstoff-Experten seien alarmiert worden. Wie die Zeitung weiter berichtet, untersuchen Ermittler des Landes- und Bundeskriminalamts (BKA) derzeit Päckchen und Zettel auf Spuren. Der Absender sei jedoch noch völlig unbekannt. Spiegel wurde daraufhin noch stärker bewacht. 3. Oktober Ein Lob auf die Deutschen Zehn Jahre Wiedervereinigung - ein ganz normales Land Von Roger de Weck [...] ________________________________________________________________________________ no copyright 2000 rolux.org - no commercial use without permission. is a moderated mailing list for the advancement of minor criticism. post to the list: mailto:inbox@rolux.org. more information: mailto:minordomo@rolux.org, no subject line, message body: info rolux. further questions: mailto:rolux-owner@rolux.org. home: http://rolux.org/lists - archive: http://rolux.org/archive