________________________________________________________________________________ dv.day 2000 Sonntag, 3.9.2000 http://www.berlinbeta.de 11:00 | Battle of the Set-top-Boxes Der Kampf um die Wohnzimmer Andreas Bogk, Convergence Integrated Media, Berlin Stefan Köster, CLT-UFA Business Communication, Hamburg Martin Schmitz, Universität für angewandte Kunst/VanGoghTV, Wien Moderation: Thomas Blieninger, blickpunkt: film, München 12:30 | 'Sim Cinema' Typologie Bastard Media-Formate & post-cinematischer Genres Nora Barry, President Druid Media, The Bit Screen, Philadelphia Kathy Rae Huffman, Director Hull Time Based Arts, Hull Fran Ilich, Autor, Mexico City Kai Wermer, freshmilk.de, Hamburg Moderation: Krystian Woznicki, Kulturserver 'Berliner Gazette' 15:00 | Lecture Copyright Control in the Age of Plagiarist Production Mario Mentrup, Schauspieler/Künstler, Berlin 16:00 | 'Video Verité' Gegen jede Regel David Nielsen, Dogme 95, Zentropa/Nimbus Film, Kopenhagen Ute Schneider, Head of Development Road Movies/Das Werk, Berlin Angela Melitopoulos, Video artist/filmmaker, Paris Tina Ellerkamp, Dogfilm/Homeproductions, Berlin In Kooperation mit mikro http://www.mikro.org ***** Digitale Videotechniken sind derzeit im Begriff, nicht nur die Filmbranche grundlegend zu veraendern, sondern auch die Art und Weise, wie bewegte Bilder produziert, verbreitet, gesehen und verstanden werden. Mit der wachsenden Verfuegbarkeit digitaler Produktionsmittel deutet sich nicht nur ein bisher kaum denkbares Zusammenwachsen verschiedener medialer Formate an, sondern auch eine Konvergenz von Produktionsweisen und Darstellungstechniken, die im Zeitalter der analogen Bilder noch streng voneinander getrennt waren, wenn nicht gar als gaenzlich unvereinbar galten. Mit der zunehmenden Etablierung digitaler Bildproduktion innerhalb eines massenmedialen Rahmens werden die damit verbundenen aesthetischen und narrativen Brueche und Verschiebungen immer deutlicher zu einem eigenen Thema. Insbesondere die traditionelle Grenze zwischen dokumentarischen und fiktionalen Erzaehlweisen beginnt an Trennschaerfe zu verlieren und einen Raum fuer gaenzlich neue Klassen von Bildern zu eroeffnen. Nicht zuletzt Filme wie The Matrix, The Blair Witch Project und die Dogma-Reihe haben selbst einem Mainstream- Publikum die Dringlichkeit vor Augen gefuehrt, sich - affirmativ oder kritisch - auf die digitalen Wahrnehmungswelten einzulassen, in denen wir in einen wachsenden Teil unseres Lebens verbringen. Parallel dazu geht der lange Abschied vom Fernsehen, wie wir es kannten, in eine neue Runde. Noch zur Zeit der Camcorder- Revolution hatte es den Anschein, als wuerde das Fernsehprogramm ueber kurz oder lang in Reality-TV-Formaten aufgehen. Heute, zum Zeitpunkt der Web-Cam-Revolution, zeigt sich nicht nur durch Shows wie Big Brother, dass die Realitaet, in die das klassische Fernsehen zu implodieren scheint, sich grundlegend gewandelt hat. Nicht nur die zugrundeliegende Konzeption von digitaler Kontrolle als Unterhaltung hat sich weiter verschaerft, sondern auch die Bereitschaft, das Fernsehen auf noch neuere und noch instabilere Formate und Applikationen hin zu oeffnen. Die Entwicklung solcher Medien-Hybride hat sich in einem Masse beschleunigt, dass sich mittlerweile ein ganzes Spektrum digital mutierter Genres - sowie potentieller Geraete - besichtigen laesst. So wie auf den Desktop-Oberflaechen des Jahres 2000 eine wachsende Zahl von sich zunehmend theatralisch ins Physische woelbenden Plug-Ins um den digitalen content konkurriert oder ein Grossteil der Kinoproduktion sich in Richtung Game-Design entwickelt (das seinerseits immer kinematographischer wird), eroeffnen sich im Zeitalter von Internet-Streaming und digitalem Broadcasting ungeahnte Moeglichkeiten fuer neue do-it-yourself- Medien und on-demand-Genres. Vom Open Content Video-Archiv bis zur Open Source Set-Top-Box sind mittlerweile eine ganze Reihe von Applikationen in Betrieb, die deutlich machen, dass die Digitalisierung von Video und Film auch eine oekonomische Grenze verschiebt. Der Krieg um die neuen Video-Standards und Vertriebswege wird nicht zuletzt um die Frage gefuehrt, wie man digitale Bilder, die sich per definitionem frei kopieren, manipulieren und verbreiten lassen, in sichere Produkte verwandelt. Auf der einen Seite etablieren die in zunehmendem Masse miteinander verflochtenen Produktions- und Distributions-Konzerne immer rigidere Auslegungen von Copyright und Patentrecht, auf der anderen Seite scheint ploetzlich das kollektive reverse engineering ganzer Industriezweige moeglich. Schliesslich liegt es auf der Hand, dass die Durchsetzung und Anwendung digitaler Videotechnik nicht nur kuenstlerische und kommerzielle, sondern auch politische und militaerische Strategien betrifft. In diesem Zusammenhang geben die ersten joint ventures von Hollywood-Firmen und Abteilungen der US Army einen Ausblick auf den sich formierenden militaerisch- unterhaltungsindustriellen Komplex. In den westlichen Metropolen steht den Armeen von digital ausgeruesteten do-it-yourself- Videofilmern ein immer dichteres und zunehmend automatisiertes Netz staatlich oder privat videoueberwachter Zonen gegenueber, und die Satelliten-Relais, die die Multiplex-Kinos der Zukunft verbinden und so den traditionellen Filmverleih abloesen sollen, befinden sich in direkter Nachbarschaft zu den geostationaeren Beobachtungssatelliten, die nach dem Willen von Polizeistrategen saemtliche Ueberwachungskameras ueberfluessig machen sollen. ________________________________________________________________________________ no copyright 2000 rolux.org - no commercial use without permission. is a moderated mailing list for the advancement of minor criticism. post to the list: mailto:inbox@rolux.org. more information: mailto:minordomo@rolux.org, no subject line, message body: info rolux. further questions: mailto:rolux-owner@rolux.org. home: http://rolux.org/lists - archive: http://rolux.org/archive